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NY Fashion Week

  • AVS
  • 12. Sept. 2016
  • 3 Min. Lesezeit

Der Paradigmenwechsel ist eingeleitet

Die New York Fashion Week bildet traditionell den Auftakt für den internationalen Designer-Fashion-Schaulauf. Mehr als 90 Designer und Labels präsentieren vom 7. bis 15. September im Rahmen der New York Fashion Week ihre Kollektionen – für den Sommer 2017 oder für Jetzt – direkt zum Kaufen im unmittelbaren Anschluss an die Show. Es sind die altbekannten, etablierten Designer, die revolutionär voranschreiten. Tom Ford wie auch Tommy Hilfiger.

Ein System kollabiert

Veränderte Konzepte sorgten gleich zu Anfang schon für reichlich Gesprächsstoff. Da wurden die Gäste für die Präsentation von Kayne West in Busse gesetzt ohne zu wissen wo es hingeht – um dann nach langer Anfahrt noch länger darauf zu warten, bei hochsommerlichen Temperaturen auf dem Rasen eines stillgelegten Hospitals einer Performance beizuwohnen: wie Statuen aufgestellte Models in meist hautfarbener Unterwäsche wurden von weiteren Models in für „Yeezy“ typischen, sportiv minimalistischen Bodycon- und Oversized-Styles auf einem dreieckförmigen Catwalk umrundet. Der Unmut der Gäste bezüglich Zumutbarkeit – in punkto Anreise, Wartezeit und Hitze ohne Trinkwasserversorgung – wie auch Mitleid mit den Models standen jedoch mehr Vordergrund als die Mode selbst, so dass einige Medienvertreter vorzeitig die Veranstaltung verließen. Da kollabierten nicht nur die Models – sondern vielleicht sogar der Hype um einen Designer, der sich in egozentrischer Manier über die stellt, die seine Mode promoten oder kaufen sollen.

Wie wichtig es heute ist, nah an dem zu sein, wofür Mode gemacht ist, beweisen nicht nur Tom Ford und Tommy Hilfiger. Dass Mode auch Spaß machen soll, nicht Stress. Wie ein exklusives Dinner im Luxusrestaurant oder Donuts an der Kirmes-Bude. Was nicht nur Appetit anregt, sondern auch sofort zu haben ist.

Dem Lifestyle entsprechend

Im Februar 2016 ging ein Ruck durch die Branche, als Big Player wie Burberry und Tom Ford ihre „See Now-Buy Now“-Konzepte für die nächste Saison ankündigten. Auch die Mens- und Womenswear Schauen sollten zusammengelegt werden. Tom Ford hat es umgesetzt. Bei einem glamourösen Champagner-Dinner präsentierte er Retro-inspirierte Styles mit Pelz und Perlen: schwingende Midi-Kleider, Patchwork Pelze und perlenbestickte Blusen – für den kommenden Herbst-Winter, perfekt für die festliche Zeit.

In einem eigenen Vergnügungspark – mit Riesenrad, Kirmesbuden und Eisstand – inszenierte Tommy Hilfiger spektakulär seine „aktuelle“ Kollektion, nicht für Frühjahr-Sommer 2017, sondern für sofort. Die gemeinsam mit Top-Model und Social Media Star Gigi Hadid entwickelte Capsule Kollektion „Tommy x Gigi“, Marine- und Military-Styles, Oversized Pullover und Parka wie auch lässige Sportswear, wurde hier nicht nur ausgewählten Fachleuten vorgestellt, sondern sollte direkt den Consumer erreichen. Die Hälfte der 2000 Karten für die Show war vorher kostenlos über die Website NYCgo.com angeboten worden – klar, dass die innerhalb einer Stunde vergeben waren.

Misha Nonoos verspielte Looks gab es gar nicht analog zu sehen, sondern nur digital: als Live-Lookbook via Snapchat – die Kollektion ist schon auf ihrer Website erhältlich. Zahlreiche Designer haben sich in diesem Jahr entschieden, ihre Mode gleich nach der Schau im Internet zum Verkauf anzubieten – und nicht erst ein halbes Jahr später. Modemarken wie Oscar de la Renta und Calvin Klein sind aufgrund ihrer Chefdesigner-Wechsel noch nicht bereit, ihre neuen Kollektionen zu zeigen, haben ihre Schauen ganz abgesagt oder planen stattdessen große Partys wie auch Online-Events. Selbst in punkto Location denkt man in New York um.

Mit dem digitalen Fortschritt mithalten

Die Amerikaner setzen nicht nur auf digitalen Fortschritt, sondern brechen die starren Saisonstrukturen. „Show, click & buy“ lautet das Konzept der Zukunft – von heute an. Die Logistik dahinter muss mithalten. Designer wie Hilfiger haben das seit langem vorbereitet. Jedes Teil seiner Show ist online bei tommy.com sowie in 300 Hilfiger-Geschäften weltweit sofort zu haben. Wie auch die "Tommy X Gigi"-Kollektion, die binnen 24 Stunden an Handelspartner in über 70 Ländern ausgeliefert worden war und in Pop-up-Stores direkt gekauft oder per Touchscreen an der "Shoppingwall" bestellt werden kann.

Am 19. September wird Christopher Bailey in London seine Kollektion für Burberry zeigen, die er "September" genannt hat. Im Februar folgt dann "Februar" – dann zeigt auch Tommy Hilfiger seine Frühjahrskollektion. Der Paradigmenwechsel ist eingeleitet.

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