Die letzte GDS
- AVS
- 13. Feb. 2017
- 3 Min. Lesezeit

So wäre es auch nicht lange weiter gegangen, lautet das Fazit der Stimmen, die man bei der „letzten GDS“ auf den Messeständen hört. Steigende Produktionskosten und kleinere Einkäufer-Budgets, ein teurer Messestand und nicht zuletzt der schrumpfende Einzelhandel haben die einst größte Schuhmesse GDS in Düsseldorf über die Saisons dahinschmelzen lassen.
Ein bisschen Wehmut sei dabei, hört man von den Ausstellern dieser letzten GDS, sogar bei den Einkäufern. Es habe ein bisschen was von Ende – einer großen Messe und einer guten Zeit. „Die GDS unter veränderten Rahmenbedingungen fortzusetzen, macht einfach keinen Sinn. Es muss über alle Ebenen hinweg vollständig neu gedacht werden“, begründet Phillip Kronen, Managing Partner der IGEDO COMPANY, den Neustart der Schuhmesse GALLERY SHOES unter Leitung der Igedo Company. Im Detail bedeutet das, dass die Gallery SHOES den Fokus auf das mittlere bis gehobene Preissegment mit jungen, aber auch Traditionsmarken legen wird. Angestrebt wird ein Anteil von 65% internationaler Aussteller.
Noch hat man den Ausstellern kein klares Konzept für die neue „Gallery Shoes“ vorgestellt. Das jedoch wollen und müssen die Aussteller größtenteils erst einmal abwarten – um dann zu entscheiden ob sie vom 27.-29. August dabei sind – in den Düsseldorfer Böhlerwerken. Dort können sie sich dann auf einer Fläche von 35 bis maximal 150 Quadratmetern in Concept Areas präsentieren. „Es gibt Lieferanten, die da aus Platzründen schon nicht mitspielen.“ Um die entsprechend nötige Fläche zu bekommen, denken einige große Player auch über eine Aufsplittung ihres Markenportfolios nach. Die Angst, dass die einst größte Schuhmesse zu einer Regionalveranstaltung verkümmern könnte, spielt mit.
Auch ein Wechsel nach Berlin wird von einigen überdacht – jedoch habe man hier nicht die gewünschte freie Wahl der Messeplattform. Berlin sei zwar spannend und die Stimmung gut, aber da hole kaum einer den Orderblock raus. Die Information hole sich der Einkäufer heute nicht mehr auf den Messen, sondern im Internet. In Berlin könne man Kontakte und Termine machen – für einen anschließenden Order-Besuch im Showroom. Wohin das führt, wenn es sich in die Showrooms zerklüftet, wissen wir alle.
Die kontinuierlich sinkenden Aussteller- und Einkäuferzahlen beweisen, dass eine Veränderung vonnöten ist. Es allen recht zu machen jedoch schwierig.
Was offenbar alle wollen: eine internationale Schuhmesse für den nordeuropäischen Raum. Gern zu einem frühen Zeitpunkt, auch zeitgleich mit Mode.
„Wir brauchen einen frühen Termin“ bestätigt man beim Multilabel-Modehändler Bestseller, wo man bereits im Dezember die Schuhe fertig hat, um sich anschließend der Mode zu widmen. Auch bei Melvin & Hamilton wünscht man sich einen frühen Termin, um zu wissen welche Modelle gut ankommen – und dann bis Mailand noch die entsprechenden Feinjustierungen vornehmen zu können. „Italien gibt die modische Taktung vor.“
Der Sonntag als verkaufsfreier Tag wird von allen zurück ersehnt. Damit auch die kleineren Geschäfte nicht auf den verkaufsstarken Samstag verzichten müssen – und die großen auch mal ihre Verkäufer oder Filialleiter mitbringen können. Damit zumindest kommt die neue Messe allen entgegen.
Ein RESET birgt immer auch Chancen
„Und um etwas Neues zu erschaffen, muss man frei sein von bestehenden Strukturen und Traditionen“, bedankte sich Kirstin Deutelmoser, Direktorin der GDS und tag it!, im Rahmen der Pressekonferenz bei den langjährigen Partnern, Ausstellern und Besuchern. „Insbesondere hoffe ich, dass die Branche diese Chance des Neubeginns einer Schuhmesse nutzen wird.“
Selbst wenn sie noch nicht genau wissen wie es zukünftig weitergeht, die meisten Aussteller werden wieder dabei sein – bei der Gallery Shoes. Melvin & Hamilton, Marc, Unisa, Candice Cooper wie auch Replay, um nur einige zu nennen. Man wolle nicht noch mehr Zersplitterung, es gehe um etwas „großes Ganzes“.
Und mit der Wehmut ist auch ein Dank verbunden, an eine bisher großartige Messe, die vielen von ihnen über Jahre, oder gar Jahrzehnte, die so wichtige internationale Plattform gegeben hat, ihre Produkte vorzustellen und Geschäfte zu machen. „Wir hatten viele Jahre eine gute Plattform“ so Tino Soulis von Replay, „und werden auch die letzte GDS für uns gut abschließen.“ Wie auch Floris van Bommel, der sich in einer schriftlichen Meldung für die erfolgreichen Jahre bedankte. Gleich mit einer ganzen Unterschriften-Wand am wieder einmal überaus gut besuchten Messestand würdigte Melvin & Hamilton das Engagement der bisherigen Messeleitung.
Ein Reset birgt aber immer auch Chancen. Neue Schuhfilialisten wie Phoenix aus der Asche wird es nicht geben. Um den Veränderungen im Markt gewachsen zu sein, braucht es nicht mehr Masse sondern Konzentration. Ob der zukünftige Weg der Gallery SHOES –Konzentration und Selektion – der richtige ist, wird sich zeigen. Für die Aussteller bedeutet das aber umso mehr, sich auf ein gutes Produkt mit eigener Marken-ID zu konzentrieren. Um trendorientierte, individuelle Style-Statements möglich zu machen und sich erfolgreich im hart umkämpften Markt zu behaupten.
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