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Jette Joop bei Aldi

  • WDR 2
  • 25. Mai 2016
  • 2 Min. Lesezeit

Designermode beim Discounter Aldi Süd

Jette Joop bei Aldi: "Discounter wollen sich aufwerten"

Gerd Müller-Thomkins: Nein, ganz bestimmt nicht. Ich denke, wir leben heute in einer Zeit, in der Mode auch sehr stark über die Medien vertrieben wird. Und diese Einflussfaktoren sind natürlich bestimmend für Designer, die auf der einen Seite vielleicht schon eine Spitze erreicht haben, aber noch nicht die Breite unter Umständen, die sie haben wollen. Und bei Aldi ist es ja nun einmal genau umgekehrt: Das heißt, die haben die Breite erreicht und wollen jetzt die Spitze erreichen. Also, Aldi ist auf dem Premiumtrip kann man sagen, und dazu ist Mode natürlich gut angetan.

WDR 2: Warum ist das generell für Discounter interessant?

Gerd Müller-Thomkins: Discounter wollen sich halt jetzt aufwerten auch mit den Produkten, die sie führen, da steht auch immer häufiger "bio" dran. Interessant ist es natürlich, im Medium Mode zu spielen. Und das sieht man gerade bei Aldi, denn Aldi zählt wahrscheinlich zu den erfolgreichsten Textil- und Modeverkäufern in Deutschland, ohne dass man das weiß.

WDR 2: Wenn ich da jetzt so ein Kleidchen kaufe für 17,99 Euro, das ist doch qualitativer Rummel, oder?

Gerd Müller-Thomkins: Nein, das können Sie so nicht sagen. Also einmal kann man sich das heute nicht erlauben, als Modebranche qualitativ schlechte Ware auf den Markt zu bringen oder Ware auf den Markt zu bringen, die vielleicht unter sozial bedenklichen Umständen in Bangladesch produziert worden ist etc. - das heißt, Sie müssen schon Nachweise liefern, insbesondere, wenn man derart in die Breite geht. Tatsache ist, dass bei der Bekleidung sehr große Margen einkalkuliert werden, und wenn man diese Margen wegnimmt, und wenn man dann sagt, dass beispielsweise Jette Joop an einem Kleid nicht mehr verdienen wird unter Umständen als der Vertreiber von Gewürzgurken, der auch bei Aldi verkauft und dann vielleicht tausend, zehntausend, eine Million Gläser vertreibt, dann hat er unter dem Strich Gewinn gemacht, weil er einfach so viele Konsumenten anspricht.

WDR 2: Das heißt, dieser kleine Preis kommt zustande, weil demnächst 20.000 Frauen in diesem 17,99 Euro-Kleid rumlaufen.

Gerd Müller-Thomkins: Millionen wahrscheinlich.

WDR 2: Aber Herr Müller-Thomkins, wenn man sich so einen Discounter-Fummel kauft, ist man dann hip oder ist man "arme Leute-hip"?

Gerd Müller-Thomkins: Naja, das ist jetzt voreingenommen, wenn Sie sagen, "ein Discounter-Fummel", weil wenn Sie sich die Lebensmittel, die im übrigen auch immer Vorreiter im Zeitgeist für Bekleidung sind - immer das, was uns am nächsten ist: erstmal das, was wir essen, dann das, was wir anziehen - anschauen, dann gehen wir da schon in eine Premiumentwicklung im Konsum von Lebensmitteln hin - und den gleichen Weg wird diese Branche auch gehen. Das heißt, es ist nicht gesagt, dass diese Qualitäten minderwertig sind, das glaube ich auch gar nicht. Es wird eine einfache Baumwolle sein, aber Trash muss das nicht sein, nein.

Interview mit WDR 2 Moderatorin Steffi Neu und Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts

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