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'WIR MÜSSEN DIE ZUKUNFT NEU DENKEN'

  • Alexandra von Schledorn
  • 23. Juli 2019
  • 4 Min. Lesezeit

„BE RELEVANT“ DMI FASHION DAY A/W 20/21

Vor genau 50 Jahren landeten zum ersten Mal Menschen auf dem Mond. Doch auch wenn unsere Faszination für Space Age seitdem ungebrochen ist, müsse unser Bild von der Zukunft neu gedacht werden. Welchen Herausforderungen sich die Mode-und Lifestylebranchen derzeit stellen müssen, um auch in Zukunft relevant zu sein, dazu lieferte der FASHION DAY des Deutschen Mode-Instituts einen ganzheitlichen Überblick: Aus vielfältiger Perspektive informierten Trendexperten und Branchenpartner über den Zeitgeist und dessen Impulse für die Mode, die Entwicklung in Markt und Handel, die neuesten Farben und Materialien sowie die Key Products in der Womens- und Menswear für die Saison A/W 20/21.

Wenn eine Marke aus der Mode gekommen sei, habe sie den Bezug zum Momentum des Marktes verloren, eröffnete Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des DMI, die Veranstaltung. Um wieder relevant zu werden gelte es, die Bedeutsamkeit weltweiter ökologischer, gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen ganzheitlich zu erkennen und strategisch im Unternehmen umzusetzen. Um dementsprechend Marke und Produkt zeitgemäß zu justieren. Im Zeitgeist von „weniger ist mehr“ gehe es um Konzentration, Reduktion und Einzigartigkeit.

Was heute viel mehr zählt, seien Werte, Beziehungen, Emotionen und Geschichten. Begeisterung schaffen, Sinn geben. Peter Schmies, Professor für Mode- und Designmanagement an der AMD Düsseldorf und Guest Speaker beim Fashion Day, warf dafür einen Blick zurück. Auf starke Marken in den 80ern ebenso wie auf die Anfänge des Jahrtausends und den Beginn der Digitalisierung sowie später E-Commerce, Omnichannel, Social Media. Prof. Schmies rät, die Bedürfnisse des Kunden in den Mittelpunkt zu rücken. Uniqueness und Ethics sind dabei wichtige Schlüsselworte. Da wir nicht wissen, wie die Welt in 5 Jahren aussieht, lautet sein Fazit: „Besinnen wir uns auf unsere einzigartige menschliche Stärke – den schöpferischen Verstand.“

Ein emotionales Bild von der Zukunft, in der die Natur und der Einsatz neuer Technologien, aber vor allem unsere Werte und unsere Menschlichkeit in den Fokus rücken, lieferte Niels Holger Wien mit den zeitgeistigen IMPULSEN: FUTURING und SENSIBLE TECH, SUSTAINABLING, HUMANIZING. Ideen, Design neu anzusprechen – von einem linearen Kreislauf hin zu einem zirkulären.

„Alles muss sich ändern – fast alles“

Wir erleben derzeit einen kompletten Strukturwandel. „Alles muss sich ändern – fast alles“ – im Reality Check machte Christel Wickerath deutlich, was der Kunde erwartet: Umweltfreundliche Innovationen und qualitativ attraktive Produkte, die ihre persönlichen Lifestyle-Welten ansprechen und damit verbundene Wünsche und Ansprüche erfüllen – auf das Wesentliche ausgerichtet. Dazu gehören Langlebigkeit, Passform, Individualität und Hochwertigkeit.

Wie sich unsere Branche verändert und wie diese Lifestyle-Welten am Point of Sale aussehen sollten, war Inhalt der Analysen von Klaus Harnack von Hachmeister & Partner. Man müsse „ins Herz der Kunden kommen“ – dazu gehörten neben einer Bündelung an Kundenwissen die Emotionalisierung, die Sehnsucht des Konsumenten nach Erlebnis, die richtige Positionierung von Marken und auch eine völlig veränderte Rolle des Verkaufsberaters. „Ohne Hospitality geht kein stationärer Retail mehr.“

Daten und Konsumstatistiken zeigen heute zwar auf, was der Kunde kauft, aber nicht warum. Kunden ließen sich nicht nur nach dem soziodemografischen Fußabdruck einordnen. „The human behind the consumer“ hat das SINUS-Institut erforscht und dementsprechend Haushalte und deren soziale Lage, Grundorientierung und Lebensgewohnheiten analysiert. In seiner Auswertung der Typologien, welche Zielgruppen bestimmte Marken und Produkte kaufen, machte Dr. James Edwards deutlich, welche Potenziale sich daraus für die Produktentwicklung aufzeigen.

„You’ve got to start somewhere“

Modekampagnen großer Designer vermittelten heute allzu oft ein Bild, das viel zu wenig mit unserer Realität zu tun hat. Carl Tillessen, Zeitgeist-Analyst und Autor, machte die Diskrepanz anhand eines Anzeigenmotivs von Michael Kors deutlich: Ein gefühlt 17jähriges Model, welches lasziv in den dicken Ledersesseln eines Privatjets abhängt, mit Echtpelz-Kissen und -Tasche, Coffee im Plastikbecher und Strohhalm sowie einer Flasche Fidschi-Wasser, welches einmal fast um die Welt eingeflogen wurde. Mode sei auch zum Symbol für soziale Ungerechtigkeit geworden. Genderdiskussion, Anti-Pelz, no plastic – Konsumverzicht als letzte Konsequenz für eine bessere Welt? „Eine Modemarke, die den Menschen etwas bedeuten will, muss zeigen, dass die Menschen und ihre Probleme ihr etwas bedeuten.“ Man könne ja nicht alles gleichzeitig tun, aber man müsse zumindest mal irgendwo anfangen.

„Nachhaltigkeit wird zur Prämisse der textilen Kreation.“

Nicht erst seit Greta und Fridays for Future steht auch die Modebranche in der Kritik. Der Klimawandel und die damit verbundene Thematik rund um Nachhaltigkeit fordern akut Lösungen. Ein repräsentatives Bild unterschiedlicher Konzepte von Ressourcen bis Recycling boten die Teilnehmer des Fashion Talks: Brigitte Danielmeyer/ C&A, Patrick Götz/ hessnatur, Carolina Alvarez-Ossorio Speith/ ECOALF und Brigitte Stepputtis/Vivienne Westwood Ltd. stellten ihre Nachhaltigkeitsstrategien vor und standen auf dem Podium Rede und Antwort – zu Siegeln und Zertifizierungen, Materialien und Lieferketten über das Produkt-Angebot bis hin zum Kunden-Anspruch.

Foto: ©C&A

Foto: ©ECOALF

Foto: ©HESSNATUR

Foto: ©Vivienne Westwood Ltd.

Qualität gewinnt in Zeiten von Fast Fashion und viel zu kurzer Lebenszyklen von Bekleidung wieder an Bedeutung. „Nachhaltigkeit wird zur Prämisse der textilen Kreation.“ Neo-Tradition, Future Signs oder Utilitarian lauten nur einige der Namen für die Materialtrends, die Winfried Rollmann vorstellte. Der technologische Fortschritt biete ungeahnte Möglichkeiten für einen Futurismus.

Farben bilden den Zeitgeist ab und drücken Emotionen aus. Illuminating Neutrals, Perfect Blushing oder Freie Radikale – Leuchten und Glanz, die Tiefe und das Licht des Universums, und selbst in der Natur kommen giftige Töne vor. Colour-Experte Niels Holger Wien gab einen Einblick in die Farbthemen und Nuancen, die die Designs der übernächsten Saison prägen werden. Die COLOURS A/W 20/21 sind als gedruckte Farbkarten sowie in den digitalen CHANNELS des DMI erhältlich und sofort für die kreativen Prozesse nutzbar.

Eine Veränderung von Prioritäten, Neuorientierung auf den Körper, Achtsamkeit, auf das Wesentliche ausgerichtet – das spiegelt sich auch im Saisonbild der PREMIÈRE VISION wider. Einen Ausblick auf die Trends sowie die Farbkonzepte für die DOB lieferte Pia Jensen, Repräsentantin der PV für den deutschsprachigen Raum. Die führende französische Stoffmesse ist zur Dienstleistungs-Produktplattform avanciert. Umweltfreundliche Innovationen stehen auch hier im Fokus – für qualitativ attraktive Produkte.

Die Trend-Themen des DMI für die Saison A/W 20/21

Kulturelles Erbe, Vielfältigkeit der Natur und Vielschichtigkeit menschlicher Ausdrucksformen, die Sehnsucht nach Ästhetik und Sinnlichkeit sowie Innovation, ohne die Emotion zu vernachlässigen, sind die Aspekte, die in die Designgestaltung einfließen. CULTURAL RELOAD, SOUL CARE, MULTIPLE NATURES und FUTOPIA lauten dementsprechend die Themen, die das DMI Trendboard für die Saison definiert hat. Gemeinsam mit Christel Wickerath präsentierte Thomas Hill die Key Products für die Womens- und Menswear inklusive Accessoires.

Alle Themen finden sich in den detailliert bebilderten TRENDBOOKS und digitalen CHANNELS wieder – als kompakte Saisoninformation für die Branche.

alle Fotos soweit nicht anders angegeben sind für Pressezwecke freigegeben:

© Deutsches Mode-Institut

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