'FEINER, LEICHTER, WEICHER'
- Alexandra von Schledorn
- 6. Sept. 2019
- 6 Min. Lesezeit

Schuh- und Taschentrends Sommer 20
Gallery Shoes vom 01.-03. September 2019
Komfort, Qualität und Tragbarkeit mit multiplen Styling-Möglichkeiten standen im Fokus der Order bei der Gallery Shoes. Bei der Fachmesse auf dem Areal Böhler in Düsseldorf wurden vom 01.-03. September die Schuh- und Taschen-Highlights für den Sommer 2020 präsentiert. Mehr als 550 hochwertige Brands und über 400 Aussteller aus mehr als 20 Ländern zeigten hier eine selektierte Auswahl ihrer Trend-Interpretationen. Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm, Trendvorträgen und Informationen zu Markt und Handel sowie Show-Präsentationen bewies sich die 5. Edition der Gallery Shoes erneut als wichtige Orderplattform für die Branche und schloss insgesamt mit einem positiven Ergebnis auf stabilem Niveau.

Tamaris
Von Krise will man hier nichts hören. Dank des noch sommerlichen Wetters war die Stimmung optimistisch, denn die heißen August-Temperaturen haben dem Schuh-Handel zuletzt einen guten Abverkauf beschert. Um kurzfristig auf Trends, Wetterstimmungen und Nachorder reagieren zu können, wurden von zahlreichen Brands Produktionsstätten teils wieder nach Europa verlegt. Insbesondere nach Spanien und Portugal, das verkürze die Lieferzeiten von bis dahin drei Monaten per Container aus China auf 6-8 Wochen.
Auch wenn die Hallen recht gut besucht waren und die Aussteller größtenteils zufrieden in die Saison blicken, wird vielfach reklamiert, dass Einkäufer oft noch zu sehr in sicheren Strukturen dächten, wenig wagemutig seien und noch immer zu den am wenigsten kreativen Modellen griffen. Von den Herstellern erwarte man Neuheit und designorientierte Styles, ohne auf Komfort verzichten zu wollen. Denn auch die Kunden hinterfragen zunehmend ihr Konsumverhalten und wollen Modelle, die den modischen Trends entsprechen und gleichermaßen möglichst komfortabel und universell tragbar sind. Und dabei vor allem dem alltäglichen Laufanspruch gerecht werden. Sportivität und Urbanität prägen den Lifestyle der Konsumenten und dementsprechend auch die Schuhtrends. Die Casualisierung der Mode setzt sich an den Füßen fort. Trage- und Laufkomfort, gepaart mit Leichtigkeit und Weichheit, gehören zu den entscheidenden Kaufkriterien auf der Messe wie auch im Handel. Die Materialien sind weich und geschmeidig, von Leder bis hin zu flexiblen technischen wie auch gewirkten Materialien mit Nylon oder Neopren. Da wirkt der Oberschuh dann oftmals wie eine angestrickte Socke.

Lorena Paggi
Auch ein gutes Fußbett – teils mit geformter, herausnehmbarer und austauschbarer Sohleneinlage, gedämpften oder flexiblen Sohlen sowie eine moderate Absatzhöhe spielen zunehmend eine Rolle. Die Silhouetten setzen auf gemäßigt schlanke Leisten und auch leichte Karreeformen kommen wieder. Durchgehende Plateaus und Keilsohlen bieten mehr Trittfläche und Absätze werden blockiger. Für schnelles Reinschlüpfen werden Schnürsenkel gern auch mal nur optisch angedeutet, unter den geknoteten Enden verbirgt sich dann ein Stretcheinsatz oder Gummizug. Innovation spielt sich insbesondere bei Sohlen und Böden ab: Neue technische Materialien, transparente oder weiße Sohlenbetten aus PU, Gummi oder Rubber, geschichtet, gestülpt oder mit hochgezogenen Spitzen, mit Luftkissen und Inlays – selbst schwere Optik beweist sich als federleicht im Gewicht.

Shabbies Amsterdam
Auch wenn der Siegeszug des Sneakers noch lange nicht vorbei ist, spürt man eine Orientierung wieder hin zu „traditionellen Schuhen“ – allen voran Sandalen, Slipper und Loafer sowie urbane Modelle für alle Gelegenheiten. Hinzu kommen Pumps und elegantere Styles auf schlankeren, höheren Absätzen – Galanterie-Modelle für Anlässe, für Parties, Events oder Abiball.

Mariamare
Deutlich weniger als in der Mode wurde von den Schuhproduzenten das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt. Weil es bei Schuhen aufgrund der verschiedenen Material-Komponenten und auch funktionalen Ansprüche nicht immer ganz so einfach ist. „Aber man muss ja mal irgendwo anfangen“, wie Carl Tillessen in seinem Zeitgeist-Vortrag beim DMI Fashion Day sagte. Das Fashion-Label Ecoalf führt die Recycling-Strategie bei sportlichen Sneakers weiter und auch Womsh präsentiert sich „grün“, bei anderen zeigen sich meist nur partielle ökologische Ansätze. Melvin & Hamilton hat ein innovatives Färbeverfahren mit einer Gerberei entwickelt, vegetabil und giftfrei, das die Leder flexibler macht und mit dem sich auch die typischen Farbfinishes übertragen lassen, für die die Marke bekannt ist. Denn: „Kunden erwarten, dass der Schuh von Anfang an weich ist.“ Die Nachhaltigkeitsinitiative bleibt oftmals zugunsten des Komforts und der Verarbeitungskosten auf der Strecke, darum sind bisher meist nur einzelne Teile der Schuhe abbaubar oder recycelt, wie z.B. Sohlen mit geschreddertem Kunststoff oder Obermaterialien sogar aus Fischabfällen hergestellt.

Buffalo
Die Trends für den Sommer 20:
Die vier Trendthemen des DMI für den Sommer 2020 haben sich auch in der Schuh- und Taschenmode bestätigt: FUTURE NOW beispielsweise bei expressiven Sneakers und Trekking-Hybriden, EMPATHIC NATURE durch die Besinnung auf Natur und ihre Farbgebung, SUPER SONIC durch Extreme in der Formensprache und den Einsatz glänzender Materialien, SUNTASTIC RHYTHM zeigt Impulse von Kulturen und Traditionen, gepaart mit Handwerklichkeit. Zurückhaltung in der Gestaltung oder ein individuelles Spiel mit Silhouetten und Proportionen prägen die Kollektionen – mit jeweils individueller Marken-ID. Diversität zeigt sich bei Farb- und Material-Auswahl meist gängiger Formen sowie durch Kontraste von Strukturen oder Matt-Glanz-Effekten. Worauf jedoch nahezu alle setzen: Leichtigkeit, Bequemlichkeit und Laufkomfort.

Paolifirenze
Sportlich
Der Sneakers-Trend setzt sich in unterschiedlichsten Ausführungen fort: Minimalistisch in Farbe und Details, kreativ im Art- und Fancy-Style bis hin zu sommerlichen Ugly-Interpretationen oder im Authentik-Look mit Heritage-Attitüde. Pure White ist der Favorit, hier und da kommen farbige Effekte ins Spiel: Neon-Blitzer bei Senkeln und Sohlen oder sporttypische Akzente in Blau und Rot. Wordings und Logos spielen vereinzelt mit.
Verblasste Farben und Used Finishes unterstreichen Retro-inspirierte Styles. Bei klobigeren Formen für die jüngere Zielgruppe stehen das Spiel mit Materialien, Farben und Mustern sowie insbesondere die expressive Ausgestaltung der Sohlen im Fokus: mit sichtbaren Air-Pads, Wolken- oder Zackensohlen, Elastikbändern, Klett und Schnallenverschlüssen. Wichtig werden Hybride aus Sneakers und Trekking-Sandale.

Allan K
Natürlich
Das Thema Natur ist ein Megatrend, in der Materialität wie auch in der Farbgebung. Nicht zuletzt auch, weil es dem Nachhaltigkeitsgedanken entgegenkommt. Neben soften Veloursledern kommen Handmade-Charakter, Flechtungen, Raffia und Bast sowie Makramee ins Spiel, bei den Sohlen ebenso wie den Uppern. Espandrilles erleben ein starkes Comeback, in kreativen wie hybriden Interpretationen. Kork – echt wie auch künstlich, kommt wieder verstärkt zum Einsatz, auch unsichtbar innen für weichere Sohlen-Böden.
Die Farbpalette erstreckt sich von hellen Sandtönen insbesondere über sämtliche Brauntöne von Karamell und Naturbraun über Schilf und Grünnuancen bis hin zu warmen Gewürztönen.
Wildtier-Musterungen wie Leo und Zebra finden sich als Prägung und Drucke, angesagter sind aber jetzt vor allem Coloured Pythons. Ob für Pumps, Ballerinas oder Sneakers.

Fauzian Jeunesse
Western-Boots, die im diesjährigen Sommer ein Revival erlebten, zeigen sich zum kommenden Sommer etwas eleganter, mit abgeräumten Formen und aus feineren und weicheren Ledern.

Apple of Eden
Reduziert
Eine minimalistische Formensprache, unifarben und auf das Wesentliche reduziert – Sohle und Oberleder – zeigt sich bei den neuen cleanen Modellen. Bei den abgeräumten Softies ist weniger mehr! Meist aus supersoften Ledern bieten sie so gut wie keine Details und kommen teils auch ganz ohne Nähte aus. Die Uni-Farbgebung betont die hochwertige Aussage – in schmeichelnden Ecru, Sand und Karamelltönen. Weiß greift die cleane Optik angesagter Leinen- und Baumwoll-Kleider, Blusen und Hosen in der heißen Jahreszeit auf.
Hinzu kommen sanfte Blau, Gelb, Flieder und Nudetöne.

Mariamare
Glamourös
Schmucksteine zieren nicht nur Cocktail- und Party-Schuhe, sondern inszenieren auch flache Sandalen und Ballerinas. Bei Sneakers ist der Glitzer-Trend leicht rückläufig, wenn auch Rosegold und Metalliceffekte sich hier und da in die Styles mischen.

Verbenas
Colours
Weiß ist die Farbe des Sommers in der Mode und gehört bei den Schuhen zu den Favoriten der Saison.
Skin-Colours haben sich als universelle Farb-Adapter und gut verkäuflich erwiesen und kommen im Sommer 20 in nahezu allen Warengruppen – vom Sneakers bis hin zu glitzernden Metallic-Sandaletten.
Farbe muss sein, zeigt sich aber nicht mehr ganz so laut. Dafür sorgen teils die softeren Materialien wie auch die nicht mehr ganz so bunten Kombinationen. Orange, Mais-Gelb und Tangerine passen uni ebenso toll zum Naturtrend wie zu urbanen Looks. Türkis auf Azur sowie Pink und Rot treffen eher elegant aufeinander. Neben Weiß und Naturtönen sind Rosé- und Nudetöne die Bestseller, aber auch lichtes Blau, Türkis und Flieder sowie Stroh-Gelb und Orangevarianten. Grün und Schilftöne verkaufen sich gut, sie werden von den Einkäufern gern dazu genommen, wenn die Klassiker bereits im Sortiment sind.
Neon setzt Power-Akzente und kommt sportlich – vor allem bei Sneakers und Hybriden aus Trekking-Sandalen und Turnschuh.
Brauntöne gehören zu den kommerziellsten Farben und ersetzen im Sommer Schwarz. Auch wenn Schwarz zu leichter Kleidung recht hart wirkt, darf die kommerzielle Farbe nicht fehlen. Insbesondere für klassische Pumps wie auch eine große Bandbreite an Sandalen: flache 2-Riemen-Sandalen, parallel oder überkreuzt, sind die Nachfolger der beliebten Wellnessschlappen; Hochfront-geschnittene Riemchen-Sandaletten auf höheren Absätzen, mit breiten Bandagen wie auch schmalen Riemchen, punkten hier und da auch mit dekorativen Metallverzierungen.
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